Samstag, 7. Juli 2012

Clinical case - Neuroborreliose


In einer der letzten Ausgaben vom BMJ ist eine sehr schöne Patientengeschichte über die längere Leidensgeschichte einer Patientin mit neurologischen Symptomen publiziert.
Eine ältere Patientin berichtet über für sie beunruhigende neurologische Symptome, von den Ärzten wird primär ein Miller Fisher Syndrom vermutet, es stellt sich jedoch in den weiteren Untersuchungen heraus, dass eine Neuroborreliose Ursache der Symptomatik ist. Es hat offensichtlich ganz schön gedauert, bis die Kollegen auf die Lösung gekommen sind. Wichtig in diesem Zusammenhang war offensichtlich auch, dass Befunde, die NICHT mit einer Symptomatik eines Miller Fisher Syndroms vereinbar sind, auch als solche realisiert wurden, und dies die weitere Diagnostik ausgelöst hat. Der behandelnde Arzt schreibt in einem begleitenden Text, dass die etwas altmodisch klingende, breite Differentialdiagnose Voraussetzung war, doch die richtige Diagnose zu finden.
Während das Lesen der „Patient Journey“ auch sehr eindrucksvoll ist, wird in einer „10-minute consultation“ kurz auf die Epdemiologie, Untersuchung und Therapie einer Lyme-Borreliose eingegangen.
Wichtigste Botschaften sind:
  1. An diese wichtige Differentialdiagnose denken (sowohl bei typischen Hauterscheinungen, AV-Block, als auch bei neurologischen Symptomen), Anamnese komplettieren bzgl. Reisen/Urlaubsaufenthalten. Offensichtlich ist es sehr unwahrscheinlich eine Borreliose zu bekommen, wenn die Zecken weniger als 24h angehaftet sind.
  2. Ein Test sollte eigentlich nur bei V.a. Neuroborreliose durchgeführt werden (vermutl. auch bei V.a. kardiale Beteiligung). Bei Erythema migrans ist keine Testung notwendig, da pathognomonisch! Das Testen asymptomatischer Patienten ist häufig mit falsch positiver Testung verbunden, deshalb unbedingt darauf verzichten! 
  3. Frühe Therapie ist mit einer hohen Heilungsrate assoziiert. Eine orale Therapie mit Doxycycline über 14 Tage (100mg 2x tgl.) bzw.  Amoxicillin (3x500mg p.o.) werden empfohlen.
  4. Und dann sollte man Reisenden auch präventive Maßnahmen bei Reisen/Aufenthalten in entsprechenden Regionen empfehlen.
  5. Eine prophylaktische antiinfektive Therapie nach Zeckenbiss wird nicht empfohlen. Hier überwiegen Nachteile. Ausnahmen könnten immunkompromittierte Patienten oder in Regionen mit hoher Prävalenz (einige Regionen der New England Staaten) sein, hier sollte man Rücksprache halten.

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